Wer trägt schon den Nachnamen Olpe, Hützemert oder Schreibershof? Niemand, so weit bekannt ist.
Zu den ganz wenigen Menschen, die genau so heißen wie ihr Heimatort, gehört Christa Schürholz. Sie stammt aus Schürholz, dem kleinen Ort oberhalb von Schreibershof und Herpel.
Christa Schürholz zählt zu den Pionierinnen im Frauenfußball. Sie begann 1983 als Kassiererin des Hützemerter SV. Auf dem 40. Geburtstag ihres Vorstandskollegen Karl-Josef Gipperich wurde sie gefragt, ob sie nicht Lust hätte, die Kasse beim Verein von der Eulenbuche zu machen.
Sie sagte zu. „Hubert Hufnagel, damals Kreiskassierer, kam vorbei und erklärte mir alles,“ erinnert sie sich an den hohen Besuch aus Lennestadt. Etwa, wie das mit dem Sportgroschen funktionierte, was an Abgaben zu leisten war, wie die Bücher eines Vereins geführt werden. „Am Jahresende hat Herr Hufnagel kontrolliert,“ sagt Christa Schürholz und fügt mit ein bisschen Stolz hinzu: „Er hatte nicht einmal was zu beanstanden.“
Was klein anfing, wurde ganz groß. Denn heute blickt Christa Schürholz auf 25 Jahre Vorstandsarbeit in ihrem Heimatverein und auf 14 Jahre im Stadtsportverband Drolshagen zurück. Wenn möglich wird jedes Fußballspiel der 1. oder 2. Mannschaft besucht, dort bedient sie den Liveticker.
1983 fing alles an. Als Kassenwartin im Verein. „Damals gab’s bei weitem nicht so viel zu tun,“ hat Christa Schürholz die Entwicklung dieses Amtes erlebt. Wie der Kassierer-Job von einer Nebenbei-Tätigkeit zu einer immer anspruchsvolleren Materie wurde, mit all seinen juristischen Labyrinths, in denen sich häufig nur noch Steuerfachleute und Anwälte zurechtfinden, und das jede Menge Fallstricke bereit hält.
„Schlimm, was die mittlerweile alles verlangen,“ hat sie erfahren, „zum Glück hatten wir Hubert Wagner. Er war unser Sponsor und machte uns die Steuer. Mit ihm habe ich viel zusammen gearbeitet, Er ist mit 70 Jahren viel zu früh verstorben.“
Ihre erste Amtshandlung wurde zum Flop: „Bei einem Hallenturnier in Lennestadt sollte ich eigentlich die Prämie für die Mannschaft entgegennehmen,“ erinnert sie sich. Aus den Händen des unvergessenen FLVW-Kreisvorsitzenden Leo Stickeler. „Ein paar Tage später hat er mir den Umschlag nach Olpe mitgebracht. Ob wir das Geld nicht bräuchten, hat er mich gefragt.“ Die Antwort war leicht, sie erübrigte sich genau genommen. Die Episode war schnell vergessen. „Ich konnte es gut mit ihm.“
Leo Stickeler verhalf Christa Schürholz zu einer erhöhten Bekanntheit in der Fußballszene. Wie das? Indem er ihr das „Amt“ der Glücksfee“ übertrug. Christa Schürholz: „Auf den Staffeltagen durfte ich die Pokalspiele auslosen.“
„Einmal gab es beim Sportfest ein Spiel Mütter gegen Kinder, da habe ich mitgewirkt, da hat Dirk Laube einen Eckball direkt verwandelt. Und das als Kind.“
Christa Schürholz
Der Fußball hat ihr Leben bestimmt. Und das ihrer Familie. Ihr Mann hat Jugendmannschaften trainiert, hat die Jungs ins Auto gepackt und zu den Aschenplätzen chauffiert. Sie war Betreuerin der D-Jgd. und später von der 1. Mannschaft. Mehrmals fuhr sie auch zur Passstelle nach Duisburg, damit die neuen Spieler abends im Pokal mitspielen konnten.
Das vermisst sie heute: „Jetzt bringen die Eltern ihre Kinder zum Trainer und hauen ab. Im schlimmsten Fall steht der dann mit 15 Spielern da und kriegt sie nicht gefahren“.
Alle ihre drei Söhne haben Fußball spielt. Von den fünf Enkelkindern sind zwei Jungs Fußballer. So groß die Bedeutung des Fußballs für Christa Schürholz war: Aktiv am Ball, etwa in einer Mädchen- oder Frauenmannschaft, war Christa Schürholz nicht.
„Einmal gab es beim Sportfest ein Spiel Mütter gegen Kinder, da habe ich mitgewirkt,“ erzählt sie und hat eine Szene bis heute nicht vergessen: „Da hat Dirk Laube einen Eckball direkt verwandelt. Und das als Kind.“ Später wurde Dirk Laube nicht nur ein gestandener Fußballspieler, sondern auch Trainer beim SuS Bleche.
Als ihre schönste Fußballzeit nennt Christa Schürholz, die mit dem Hützemerter SV in der Bezirksliga aufstieg, Die Zeit war zugleich ein extremes Wechselbad. „Wir wurden Bezirksliga-Vizemeister, und im Jahr drauf stiegen wir ab,“ erinnert sie sich.
Das entscheidende Spiel fand damals beim FC Kreuztal statt. „Ich hatte die Aufgabe, mit den anderen Plätzen zu telefonieren, und mich erkundigen, wie es dort steht.“ Dabei musste sie tatenlos mit ansehen und anhören, wie den Hützemertern die Felle davon schwammen. Zwar gewannen sie in Kreuztal, doch die Ergebnisse der Konkurrenten passten so gar nicht – und sorgten, gerade, wenn Siegerländer aufeinander trafen – teilweise für Verwunderung.
Die nächste große Bewährungsprobe ließ nicht auf sich warten. „19 Mann hauten ab,“ weiß Christa Schürholz um die wohl schwärzeste Stunde an der „Eulenbuche“. Der Sturz endete erst in der Kreisliga B, dort schlossen sich die Hützemerter mit dem FC Schreibershof zusammen. „Ich war bei der Versammlung dabei, und ich war dafür, dass es diese Spielgemeinschaft gibt,“ bekräftigt Christa Schürholz. Bei aller Rivalität – es blieb einfach keine andere Wahl.
Quelle: Lothar Linke – Westfalenpost – Mittwoch, 01. April 2020 – WP 2020 – Alle Rechte vorbehalten.